Grenzöffnung und Begrüßungsgeld

| 7. September 1989

Eine Delegation von Sparkassen-Vertretern und Personalvertretern aus dem Landkreis Göttingen sowie die Leiter der LZB Göttingen reisen über Eschwege in die DDR ein. Oberkreisdirektor Dr. Alexander Engelhardt hatte ein Treffen mit den ostdeutschen Sparkassenkollegen in Erfurt vereinbart, um sich gemeinsam über die Situation des Kreditgewerbes in der DDR auszutauschen. Die DDR-Sparkassen sind der Staatsbank untergeordnet.

Die Staatssicherheit in der DDR ist allerdings gut auf diesen Besuch vorbereitet. Sogleich nach Grenzübertritt wird die westdeutsche Delegation in Eisenach von Mitgliedern des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes FDGB empfangen. Diese informieren die Delegation, dass sie nicht zur Sparkasse fahren sollen, sondern zur DDR-Staatsbank in Erfurt. Ein Ärgernis für alle, aber nicht zu ändern.

Die Gespräche werden also mit der DDR-Staatsbank geführt. Beim anschließenden Stadtrundgang durch Erfurt entsteht ein Gruppenbild vor der Hauptstelle der Kreis- und Stadtsparkasse. Immerhin wird dann doch ein Rundgang durch die Kundenhalle der Sparkasse ermöglicht.

Eine gewisse Unruhe in der DDR ist schon zu spüren, aber noch ahnt niemand, dass gut zwei Monate später die innerdeutsche Grenze Geschichte sein wird.
In der Woche nach dem Mauerfall hat der damalige Leiter der DDR-Staatsbank bereits seine neuen Kontakte zu der LZB Göttingen genutzt, um die Bargeldversorgung in der Zeit des Umbruchs zu sichern.

9. / 10. November 1989

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989, um genau 0.35 Uhr am frühen Freitagmorgen, wird der Grenzübergang Duderstadt-Worbis geöffnet. Die ersten Trabis rollen Richtung Duderstadt. Tausende von DDR-Bürgern dürfen zum ersten Mal in ihrem Leben die innerdeutsche Grenze Richtung Westen überschreiten. Es folgt eines der bewegendsten und ereignisreichsten Wochenenden in der deutschen Geschichte. Auch in Duderstadt wird spontan ein Organisationsstab aus Mitgliedern der Verwaltung, der Sparkasse und aller Institutionen eingerichtet, um die Lage zu managen.

| 11. / 12. November 1989

Vor der Sparkasse bilden sich Menschentrauben. Niemand war darauf vorbereitet: Tausende DDR-Bürger sollen 100 DM Begrüßungsgeld erhalten.

Der Vorstand und die Mitarbeiter*innen der Sparkasse Duderstadt reagieren spontan und bewältigen einen unglaublichen Kraftakt. In Sonderschichten über das gesamte Wochenende 11./ 12. November 1989 werden über 10.700 Auszahlungen mit einem Gegenwert von über 1 Millionen DM vorgenommen. Drei Wochen lang wird nun in Sonderschichten von 8.00 bis 21.00 Uhr Begrüßungsgeld ausgezahlt. Erste Kontakte zu den Kreissparkassen Worbis und Heiligenstadt folgen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

| 13. November 1989

Am 13. November 1989 schreibt der Vorstand der Sparkasse Duderstadt an den Präsidenten des Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverbandes:

„Es ist uns ein besonderes Anliegen, Sie persönlich darüber zu informieren, daß wir am gerade vergangenen Wochenende aus dem Stand heraus die mit der Geldversorgung der DDR-Bürger zusammenhängenden Fragestellungen mit einem großen Kraftakt in jeder Hinsicht bewältigen konnten. Am Freitag haben wir nach Dienstschluß, gegen 17.30 Uhr, unsere Schalter sofort geöffnet; am Sonnabend und Sonntag waren wir dienstbereit von 8.00 bis 22.00 Uhr. […]
Bei diesem Kraftakt konnten wir eine hohe Motivation unserer Mitarbeiter feststellen, wobei wir uns […] über erhebliche Klippen in Bezug auf Transport- und Versicherungsfragen sowie Bestimmungen der UVV-Kassen hinwegsetzen mußten […] sowohl sämtliche Führungskräfte unseres Hauses als auch der Vorstand persönlich [haben sich] von morgens bis spät in die Nacht, einschließlich Abstimmung mit dem örtlichen Krisenstab, engagiert […] Kassierer wurden sogar mehrmals spät nach Mitternacht eingesetzt.“
Quelle: Ostdeutscher Sparkassenverband, Leipziger Straße 51, 10117 Berlin
Link: https://www.sparkassengeschichtsblog.de/schlagwort/begruessungsgeld/

| 1989

Die Sparkasse Duderstadt erwirbt in Duderstadt die ehemaligen EEW-Grundstücke in direkter Nachbarschaft zur Hauptgeschäftsstelle in der Bahnhofstraße.

Im Zuge der fortschreitenden Automatisierung erhält die Geschäftsstelle in Gieboldehausen einen Neubau.